Da glaubte ich, mit der Einfalt der Vielfalt einen hübschen neuen Gedanken gefunden zu haben. Und nun muss ich, wie so oft, feststellen, dass vielleicht nicht die Formulierung, aber doch der Gedanke über 100 Jahre alt ist. Der Gedanke von der Konformität des Strebens nach Einzigartigkeit findet sich nämlich schon in Georg Simmels berühmten, aber mir bislang unbekannten Aufsatz über die Mode, den ich hier aus dem Internet [1]Dem Soziologischen Institut der Universität Zürich sei Dank. zitiere: [2]Der Aufsatz muss schon vor 1900 entstanden sein, denn in der bei Suhrkamp erschienenen Gesamtausgabe ist er in Band 5 »Aufsätze und Abhandlungen 1894-1900« wieder abgedruckt.
»Aus jener Tatsache nun, dass die Mode als solche eben noch nicht allgemein verbreitet sein kann, quillt für den Einzelnen die Befriedigung, dass sie an ihm immerhin noch etwas Besonderes und Auffälliges darstellt, während er doch zugleich innerlich sich nicht nur von einer Gesamtheit getragen fühlt, die das Gleiche tut, sondern außerdem auch noch von einer, die nach dem Gleichen strebt.«
Bei der Einfalt der Vielfalt, die ich meine, geht es allerdings nicht mehr, wie bei der Mode, um ein (scheinbar individuelles) Subjektmanagement, sondern darum, Vielfalt oder Pluralität zum Standard der Modernität geworden ist.
Anmerkungen